Radioisotopentherapie bei Metastasen 

Im Gegensatz zur externen Bestrahlung, die am besten bei umschriebenen wenigen Läsionen einzusetzen ist, kommt die Radioisotopentherapie bei einer schon vorangeschrittenen Metastasierung sinnvoll als eine weitere Form der Strahlentherapie in Frage. Sie wird von Ärzten mit der Spezialisierung "Nuklearmedizin" durchgeführt.

Die Radioisotopentherapie ist eine in der Onkologie schon lange bekannte Therapieoption, die in den letzten Jahren durch neue Substanzen erheblich an Bedeutung gewinnt.

Das Grundprinzip ist einfach: es wird intravenös eine radioaktive Substanz verabreicht, die sich im Körper verteilt, sich an Krebszellen bindet und diese von innen heraus direkt bestrahlt.

In den 1970er bis 1990 er Jahren wurde sie bei Prostatakrebs ausschließlich im Endstadium eingesetzt, um viele gleichzeitig aufgetretene, i.d.R. schmerzhafte Knochenmetastasen von innen heraus zu behandeln. Dafür wurden Radioisotope wie Yttrium 90 oder Strontium 89 (max. Reichweite 6,7 mm) verwendet. Das Therapieziel "Schmerzfreiheit" wurde oft erreicht, allerdings trat bereits nach wenigen Applikationen die entscheidende Nebenwirkung ein: das blutbildende Knochenmark wurde durch die Strahlung so stark geschädigt, daß keine weitere Applikation möglich war und der Patient dann doch etwas später am weiteren Wachstum der Metastasen verstarb.

Anfang der 2000 er Jahre wurde, ebenfalls mit dem Ziel, das Wachstum von Knochenmetastasen und die damit verbundenen Schmerzen und Knochenbrüche aufzuhalten, Samarium 153 verwendet. Samarium 153 hat eine maximale Reichweite von 3,4 mm und hat daher eine geringere allgemeines Knochenmarksdepression ausgelöst, heißt: es war verträglicher.

2013 erhielt ein weitere Medikament die Zulassung für die Behandlung von Prostatakrebsknochenmetastasen: XOFIGO (R), Radium-223-dichlorid. Die Euphorie war zunächst rel. groß, bis sich in einer größeren Zulassungsstudie zeigte, daß die Patienten, die gleichzeitig Xofigo und eine Chemotherapie mit Zytiga oder Kortisontherapie erhielten, früher gestorben sind und zudem in einer bestimmten Gruppe sogar vermehrt Knochenfrakturen aufgetreten waren. In 10/2018 hat das BfArM (Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte) hierzu eine detaillierte Stellungnahme publiziert.

Am interessantesten ist derzeit die Applikation von an PSMA-Antikörper gebundenem Lutetium 177. Prinzipiell funktioniert das Verfahren auf therapeutischer Ebene genauso wie das PSMA-PET/CT auf diagnostischer Ebene. Das antikörpergebundene Lutetium 177 wird intravenös gespritzt und vom PSMA-Antikörper an die Prostatakrebszellen transportiert. Dort zerstört es die Krebszellen.

Die Lutetium-177 Therapie ist noch neu und die Vorbehalte verschiedenster andersweitiger Interessensgruppen daher naturgemäß noch groß. Es scheint aber - auch wg. seiner geringen Reichweite von 1-2 mm - gut vertragen zu werden und weist sowohl bei Knochenmetastasen wie auch bei Weichteilmetastasen eine hohe Wirksamkeit auf. 
Sowohl bei Knochenmetastasen als auch bei Weichteilmetastasen weist sie eine hohe Wirksamkeit auf. 
Die applizierte Strahlendosis scheint nach eigenen Beobachtungen für sehr kleine Tumorherde sogar kurativ zu sein, etwa vergleichbar mit einer perkutanen Strahlendosis von ca. 30-40 Gy.
Oligometastasierung im PSMA-PET/CT - der Nachweis vieler Metastasen ist derzeit Voraussetzung für die Durchführung dieser innovativen Therapie
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