Methoden der Prostatabiopsie 

Wenn bei der Vorsorge die Prostata verhärtet ist, der PSA-Wert ansteigt oder der Ultraschall verdächtige Strukturen zeigt, muss eine Biopsie (Gewebeentnahme) erfolgen.

Es gibt mehrere Möglichkeiten, Gewebe aus der Prostata zu gewinnen:

Die Transrektale Biopsie – der bisherige Standard
Die Standardbiopsie ist seit Jahrzehnten eine Probeentnahme durch die Wand des Enddarmes. Unter Ultraschallkontrolle wird durch die Darmwand mit einem Biopsie- Gerät, einer Art „Pistole“, blitzschnell und automatisch mit Prostatagewebe entnommen. Dies erfolgt meist ohne Narkose in der Praxis des Urologen oder einer Klinikambulanz; in der Regel bekommen die Patienten ein schmerzlinderndes Zäpfchen (z.B. Diclofenac).
Normalerweise werden 8-12 Proben gleichmäßig verteilt aus allen hinten gelegenen Bereichen der Prostata entnommen.

Die vorderen und die zum unteren Prostatapol hin gelegenen Areale der Prostata werden bei diesen Verfahren oft nicht richtig erreicht; ein dort schon vorhandener Krebs könnte also unbemerkt bleiben. Die Detektionsrate liegt bei etwa 30 %.
Eine mögliche Komplikation bei diesem Verfahren sind Infektionen der Prostata durch Darmbakterien, die bei etwa 5% der Patienten vorkommen und in schweren Fällen sogar zu einer Sepsis (Blutvergiftung) führen können.

Die Genauigkeit der transrektalen Biopsie kann durch ein vorheriges mp-MRT gesteigert werden. In einer aktuellen Studie (PRECISION-Studie; New England Journal of Medicine) erreicht die Fusionsbiopsie eine bessere Quote beim Auffinden klinisch signifikante Tumore (38% gegenüber 26% bei der Standard-Biopsie). Gleichzeitig wurde in der Studie der Anteil von in der Regel nicht therapiewürdigen kleinen Zufallsfunden von 22% bis auf 9% reduziert.
 
Transperineale Prostatabiopsie - bessere Patientensicherheit bei mehr Genauigkeit  
Die transperineale Biopsie bezeichnet ein Biopsieverfahren, bei welchem die Biopsienadeln nicht durch den Darm, sondern durch den Damm (Perineum) des Patienten gestochen werden, also von außen durch die Haut.
Da dies ohne Narkose schmerzhaft wäre, wird eine transperineale Biopsie immer in Narkose durchgeführt.
Ein Template (Raster) ermöglicht eine zielgenaue Punktion zuvor festgestellter verdächtiger Areale. Die Probenzahl variiert mit der Größe der Prostata, typisch sind 12 bis 24 Stanzen. 

Die Vorteile dieses Verfahrens:
  • Die vorderen und die unteren Bereiche der Prostata können problemlos erreicht werden. Die Aussagekraft der Untersuchung steigt deutlich. Die Detektionsrate steigt auf etwa 60-80 %, auch ohne vorherige MRT-Bildgebung.
  • Das Infektionsrisiko ist bei der perinealen Biopsie deutlich verringert, da die Darmschleimhaut hierbei nicht perforiert wird. Es können also auch keine Darmbakterien in die Prostata verschleppt werden. Daher ist hierbei auch keine Antibiotikaprophylaxe zwingend notwendig.
  • Die perineale Prostatabiopsie ist auch optimal, wenn Resistenzen gegen bestimmte Antibiotika festgestellt wurden.
  • Sie ist auch für Patienten zu empfehlen, die am Enddarm voroperiert oder bestrahlt worden sind.

Transperineale Fusionsbiopsie - der Goldstandard
Bei der Fusionsbiopsie werden der  live erzeugtes Ultraschallbildersatz  im Computer mit vorher erstellten MRT- oder PSMA-PET/CT-Aufnahmen gematcht wurde. Die Informationen aus MRT oder MET/CT stehen so unmittelbar für die Biopsie zur Verfügung.

Die MRT- oder PSMA-PET/CT-Bilder werden mit dem Live-Ultraschallbild kombiniert, so dass beide Bilder des Organs genau übereinander liegen. Dadurch kann der Arzt bei der Probeentnahme noch exakter mit der Biopsienadel arbeiten.
Die Fusionsbiopsie bietet die Möglichkeit, früher Klarheit insbesondere bei Verdacht auf eine atypische Tumorlokalisation zu erreichen; auch Wiederholungsbiopsien lassen sich so mit deutlich höherer Genauigkeit durchführen.
Die Detektionsrate liegt bei 80-90 %.  Wiederholungsbiopsien entfallen somit und die Krebse werden in kleineren Stadien entdeckt.
Dokumentation einer transperinealen Biopsie
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